„In schöpferischer Arbeit die Umgebung gestalten“ – Seminarveranstaltung und Diskussionsbeitrag von Eric Mozanowski, Immobilienkaufmann, Autor zum Denkmalschutz und Investition, Stuttgart
Der gegenwärtige Stil nahm 1920 in den Werkstätten des Weimarer Bauhauses seinen Anfang. Große Neuerer wie Le Corbusier, Gio Ponti, Charles Rennie Mackintosh, Gerrit Theodor Rietveld, um nur einige zu nennen, begannen ein paar Jahre später in mehreren europäischen Ländern diesen Stil der Gegenwart zu verwirklichen. 1935 begann der Stil der Gegenwart sich in den Vereinigten Staaten zu entfalten. „Ausstattungsgegenstände fordern mehr als den ästhetischen Genuss, sie bilden den täglichen Rahmen in unserem Leben“, so Eric Mozanowski einführend. Im Rahmen einer Inhouse-Veranstaltung in der Schwaben-Hauptstadt Stuttgart diskutiert Eric Mozanowski, Immobilienexperte und Autor des Werkes „Investieren in Denkmale“ den eingeladenen Teilnehmern die schöpferischen Möglichkeiten der Wohnkultur.
Wohnstil als Spiegel des gesellschaftlichen Wandels
„Während sich in manchen Ländern im Jahrzehnt vor dem Zweiten Weltkrieg der gegenwärtige Stil schon stark verbreitet hatte, war in Frankreich dieser kaum bekannt, geschweige denn anerkannt. Es ist nicht einmal sicher, ob er in dem Augenblick, in denen wir ihn entdecken, nicht schon wieder gründlich infrage gestellt wird“, so der Referent. Die erhebliche Verspätung in Frankreich, einem Lande, das drei Jahrhunderte lang auf dem Gebiet des Möbelbaus und der Innendekoration den Ton angab, hat historische, politische, soziale und sogar psychologische Ursachen. Sie sind noch bis ins Letzte ermittelt, weisen aber auf die wirtschaftliche Kluft hin, die sich seit dem Ersten Weltkrieg zwischen Frankreich und den anderen westlichen Nationen nach und nach aufgerissen hatte. Gewiss hat auch die schwere Bürde der großen Tradition zu einem langen Stillstand beigetragen.
Denn ebenso wie in Italien Anfang des 17. Jahrhunderts der schöpferische Reichtum vergangener Epochen zusammenschmolz, hatte die glorreiche Überlegenheit der französischen Möbelstile (vom Beginn des 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts) dazu geführt, dass die folgenden Möbelbauer dieses Maß an Vollendung nicht mehr überbieten zu können, glaubten. Die Öffentlichkeit aber sah keinen Grund, sich von einem Erbe zu trennen, auf das sie stolz sein konnte. Da der Franzose zudem am Althergebrachten hängt, was ihn zum größten Schatzsammler dieses Planeten machte, verlässt er sich nur auf sichere Werte, die die neue Mode ihm aber nicht bietet.
Der Stil der Gegenwart ist im Wesentlichen ein urbaner Stil
Den neuen Städten zugehörig, deren Innenräume verhältnismäßig klein und bemessen sind und zwangsläufig völlig neue Gesichtspunkte für die Inneneinrichtung verlangen. Da in Frankreich die Urbanisierung und damit die Architektur 40 Jahre Verspätung hat, ist es nur natürlich, dass der Wunsch nach neuartigen Möbeln nicht so dringend ist wie anderswo. Um diese Verspätung zu verstehen, muss man aber mehr in seine Überlegungen einbeziehen, etwa das Übergewicht der ländlichen Bevölkerung und besonders die Rückständigkeit der Industrie als Folge der Niederlage von 1940 und der Besetzung, so der Referent.
Eric Mozanowski fasst kurz zusammen: „Die historische Analyse lässt die Schlussfolgerung zu, dass der Wohnstil eines Landes nichts anderes widerspiegelt als seine politische und wirtschaftliche Lage.“
Neue Materialien: Revolution in der Möbelindustrie
Die Kunststoffe zählen keineswegs zu den billigen Materialien. Wenn sie eine beachtliche Senkung der Herstellungskosten ermöglichen, dann nur deswegen, weil sie in unbeschränkter Zahl herstellbar sind. Aber ihre Anwendung rechtfertigt sich auch durch die Menge. Einzelanfertigungen kommen bei Kunststoff nicht infrage. Es gibt zahllose Kunststoffarten, entstanden aus synthetischen Harzen als Petroleumsvarianten, die in den Laboratorien der chemischen Industrie im Gegenstand ununterbrochener Forschungsarbeit sind. Auf diese Weise kommen jedes Jahr neue Plastikstoffe heraus. Diese werden in unterschiedlichen Zuständen, als Flüssigkeit, als Granulat, als Farbe, als Normplatten für die Formen bzw. Matrizen der Stilisten, denen allein heute die schöpferische Aufgabe für die Möbelherstellung zufällt, ausgeliefert.
Fazit: Da der neue Stil sich täglich aufs Neue im modernen Leben bewährt, ist er genau das, was den Städteplanern vorschwebt, als sie den Städten des 20. Jahrhunderts ihr neues Gesicht gaben
Immobilienexperte Eric Mozanowski fasst zusammen: „Der gegenwärtige Stil kennt keinerlei Ornamentierungen, er ist meistens einfarbig, bringt aber durch seine genau durchdachten Formen und lebhaften Farben jene Bewegung, die den vereinheitlichten Wohnungen der großen Siedlungsbauten fehlt.“ Und doch ist der Stil dieser Gegenwart vielleicht im Begriff zu verschwinden, denn die Einrichtung einer Wohnung, wie wir es verstehen, ist Teil eines Ganzen, und die Stilisten von heute programmieren anders. „Die Wohnungen der Zukunft sollen ebenso wenig Betten, Sofas, Kommoden haben, wie die heutigen Wohnungen Schränke und Büfetts, die als Einbauten bereits in die Wände integriert sind. Was bleiben soll sind Tische und Stühle, übrigens so durchsichtig wie eben nur möglich“, eröffnet der Stuttgarter Denkmalbegeisterter Eric Mozanowski die anschließende rege Diskussionsrunde.
V.i.S.d.P.:
Eric Mozanowski
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