Gartenstädte – Idee, Hintergrund und Ziele

Ebenezer Howard möchte mit der Gartenstadt eine genossenschaftssozialistische Lösung der Bodenfrage und genossenschaftlicher Gemeinbesitz herbeiführen – Entstehung und Struktur von den ersten Gartenstädten

Gartenstädte – Idee, Hintergrund und Ziele - Diskussionsbeitrag von Eric Mozanowski, Immobilienexperte aus Stuttgart.
Gartenstädte – Idee, Hintergrund und Ziele – Diskussionsbeitrag von Eric Mozanowski, Immobilienexperte aus Stuttgart.

Diskussionsbeitrag von Eric Mozanowski, Immobilienexperte aus Stuttgart. Herr Mozanowski gilt als Kenner des Gesamtmarktes rund um Immobilien und Eigentumswohnungen. Zudem ist Eric Mozanowski Fachautor des Werkes „Investitionen in Denkmale“ von 2009. Dieses Wissen erwarb er als Entwickler und Leiter von renommierten Immobilienunternehmen, ist seit über 20 Jahren aktiv am Markt.

Billiges Agra – in wertvolles Bauland wandeln – Genossenschaftliche Mitbestimmung

Die Gartenstadtbewegung zielte auf die Mitbestimmung der Bewohner und auf ein lebenslanges Mietrecht ab. „Zu dem Hintergrund und den Zielen einer Gartenstadt muss man wissen, dass Ebenezer Howard Genossenschaftssozialist war und nach einem gescheiterten Entwicklungsexperiment nach London zurückkehrte, das er in Amerika hatte. Sein Ziel bestand darin, das rasche Wachstum im Zuge der Industrialisierung vor allem in London und weiteren britischen Großstädten in geordnete Bahnen zu lenken“, führt Immobilienexperte Eric Mozanowski die Teilnehmer in das Seminar mit ein. Ebenezer Howards Vorstellung war es, einem unkontrollierten Wachstum neuer Stadtviertel am Rande der bestehenden Großstadt und einer weiteren Verdichtung im Stadtinneren entgegenzulenken und kontrolliert durchzuführen. Denn Verdichtung im Stadtinneren führte oftmals zur Bildung von Slums. Daher schlug Howard die völlige Neugründung von Städten im Umland vor. Hierbei ging es um eine sozialreformerische Idee. Der Spekulationsgewinn bei der Umwandlung von billigem Agrar- in wertvolles Bauland sollte der genossenschaftlich organisierten Allgemeinheit zukommen und damit auch den Teil der Baukosten tragen. Idee war, dass der Boden genossenschaftlicher Gemeinbesitz bleibt und nur in Erbpacht weiter verliehen werden sollte.

Verwirklichung der Gartenstadt – „Garden Cities of Tomorrow“

Immobilienkaufmann Eric Mozanowski erläutert im Verlauf des Seminars die Entwicklung und Verwirklichung der ersten Gartenstädte. Das erste Gartenstadtkonzept von Ebenezer Howard (1902) sah vor, dass die Wohnstädte sich ringförmig um eine Kernstadt anordneten und mit ihr sternförmig durch Straßen, Eisenbahn und U-Bahn vernetzt sei. Hierzu veröffentlichte Howard verschiedene Bücher: Das 1898 von Howard veröffentlichte Buch „Tomorrow, a peaceful path to real reform”(ISBN 10: 1108021921) – damit ist die genossenschaftssozialistische Lösung der Bodenfrage gemeint und das folge Werk 1902 „Garden Cities of Tomorrow“ (ISBN-10: 1151393665 – Original vom Publisher Swan Sonnenschein & Co., Ltd.), darin sind die Ideen und Umsetzungen beschrieben.

Die Idee der „Gartenstädte“, so Eric Mozanowski, war in Großbritannien entstanden. Studien zur Folge galt Großbritannien lange Zeit das am weitesten industrialisierten Land der Welt, das entsprechend stark auch unter den sozialen Folgen des wirtschaftlichen Fortschritts zu leiden hatte.

1898 hatte Ebenezer Howard mit seinem Buch „Tomorrow, a peaceful path to real reform“ das Programm der Gartenstadtbewegung veröffentlicht. Beschrieben wird eine Zukunft der Städte ohne die Bildung von Slums, dafür können alle profitieren und die Vorteile durch die Verbindung Stadt mit dem Land und einem besseren Leben nutzen.

Pionierunternehmen Gartenstadt Letchworth in Großbritannien

1903 bis 1904 begann unter architektonischer Leitung von Barry Parker und Raymond Unwin im englischen Letchworth dessen Umsetzung. Nach Howards Vorstellung sollte eine Genossenschaft Land für eine beachtliche Anzahl von Menschen erwerben, die Zahl betrug 30.000 als Minimum. Diese Anzahl sollte auch Eigentümerin des Bodens bleiben, sodass Spekulationen damit ausgeschlossen waren. Um einen zentralen Park sollten sich ein- bis zweigeschössige Häuser mit Vorgärten gruppieren. Eine eigene Einkaufs- und Arbeitsstätten sowie die Gartenstadt umgebene Bauernhöfe, die frische Lebensmittel lieferten, sollten die Vorteile von Stadt- und Landleben miteinander verbinden. Doch die Unabhängigkeit von den Metropolen war nicht durchzuhalten. Die Gartenstädte, die auch in den Folgejahren meist in einer romantisierenden kleinstädtischen bis dörflichen Architektur gehalten waren, verkamen bald zu reinen Wohnsiedlungen im Dunstkreis der Großstädte.

Immobilienexperte Eric Mozanowski erläutert, dass mit der Verbreitung des Autos schließlich diese Vororte grenzenlos ohne die vorher notwendige Rücksichtnahme auf fußläufige Nähe zu einem Bahnhof, sich ausdehnen konnten. Die Auflockerung bzw. Durchgrünung und Entmischung der Stadt, die von den modernen Planern propagiert wurde, nahm mit der Gartenstadt aber ihren Anfang.

V.i.S.d.P.:

Eric Mozanowski

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