Kulturgüter sind nicht reproduzierbar

Denkmalschutz – Bauplanung, Sanierung, Umbaumaßnahmen und Erneuerungen an Immobilien, Denkmalimmobilien. Bedeutsame Stadtkerne in Deutschland – Seminarbeitrag von Eric Mozanowski, Stuttgart

Der erfahrene Immobilienexperte Eric Mozanowski ist seit Jahrzehnten in der Baubranche im süddeutschen Raum, sowie Berlin, Dresden, Leipzig tätig. Zahlreiche Gebäude und Denkmalschutzimmobilien wurden erfolgreich saniert, umgebaut und Immobilienprojekte entwickelt. Die Vergangenheit mit ihren Kulturgütern ist nicht reproduzierbar. Der Denkmalschutz sollte dabei auch eine angemessene Etablierung durch Regelungen in den Ländern der Bundesrepublik finden, erläutert Immobilienexperte Eric Mozanowski.

Dokumentationen belegen, dass beispielsweise in der Wiederaufbauphase nach dem 2. Weltkrieg deutschlandweit mehr Kulturdenkmale zerstört und vernichtet wurden als während des Krieges. Diese Erkenntnis und Aufarbeitung hat die Bedeutung des Denkmalschutzes erheblich gestärkt.

Die Vereinigung der Landesdenkmalpflege haben 2008 ein Liste erstellt: Bedeutsame Stadtkerne in Deutschland

Es ist ein Glück, einen Ort zu haben zum Verweilen, mit Gassen, Plätzchen, Türmen: eine Altstadt.
Es ist ein Glück, einen Ort zu haben zum Verweilen, mit Gassen, Plätzchen, Türmen: eine Altstadt.

„Es ist ein Glück, einen Ort zu haben zum Verweilen, mit Gassen, Plätzchen, Türmen: eine Altstadt. Wie ist dieses Glück verteilt? Die Landesdenkmalpfleger haben für das ZEITmagazin eine Liste von 300 historisch bedeutsamen, gut erhaltenen Altstädten erstellt (wobei es natürlich nie absolute Gewissheit geben kann, was »bedeutsam« sei). Das Ergebnis: Westsachsen, Thüringen, Nordhessen, Franken und Schwaben sind reich, der äußere Westen und Niedersachsen sehr arm an Altstädten. In der geografischen Mitte, scheint es, liegt der alte Kern des Landes. Im äußeren Westen und im Norden sind die Städte einfach zu jung, oder die Altstädte wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört – und in den Jahren danach. Man riss derart manisch ab, als könne man so die Geschichte loswerden.“ (Zitat: http://www.zeit.de/2008/48/Karte-48) Eric Mozanowski erläutert Beispiele aus Berlin und Brandenburg mit bedeutsamen Stadtkernen. Laut der Liste sind für Berlin die Altstadt Spandau und die Renaissance-Zitadelle von Bedeutung. Weithin wird Treptow mit der Köpenick-Altstadt und Kiezvorstadt erwähnt. Brandenburg ist mit den Altstädten von Altlandsberg, Bad Freienwalde, Beelitz, Beeskow, Belzig, Cottbus, Lenzen, Neuruppin und Strausberg mit bedeutsamen Stadtkernen aufgeführt. Zudem wird die Liste für Brandenburg mit zahlreichen historischen Innenstädten vervollständigt.

Brände zerstörten Städte, Stadtteile, Dorfkerne

Eric Mozanowski: Kulturgüter sind nicht reproduzierbar
Eric Mozanowski: Kulturgüter sind nicht reproduzierbar

Dörfer, Stadtteile und Städte fielen in der Vergangenheit Bränden zum Opfer. Als Beispiel nennt Eric Mozanowski das Schicksal der Stadt Magdeburg: „Magdeburg wurde durch den Dreißigjährigen Krieg fast ausgelöscht. Im Jahr 1631 betrug die Einwohnerzahl 35.000, im Jahr 1639 nur noch 450 Einwohner. Magdeburg war einst eine der reichsten Städte Deutschlands. Im Dreißigjährigen Krieg (Schwedischer Krieg) fielen während der „Magdeburger Bluthochzeit“ 20.000 Menschen diesem Krieg zum Opfer. Unbekannt ist wie viele Opfer durch die Brände ihr Leben verloren. Die Zerstörung von 1.500 Häusern und sechs Kirchen sind dokumentiert“, dokumentiert Immobilienexperte Eric Mozanowski.

Für Bauwerke und Kulturgüter ist die Zeit während und nach dem zweiten Weltkrieg eine dunkele Epoche. Der zweite Weltkrieg wütete und die Zerstörung des Bombenkrieges ist unfassbar. Die Dimensionen der Verwüstung werden im Detail deutlich. Die nach Anteil zerstörten Wohnraumes am härtesten getroffenen Städte waren Düren (99 Prozent), Wesel (97 Prozent) und Paderborn (96 Prozent). Gemessen am relativen Anteil völlig zerstörten und unbenutzbar stark beschädigten Wohnraums waren die übrigen meistverwüsteten Städte eher klein – wie Bocholt (89 Prozent), Hanau, Moers, Gießen und Siegen. Die erste Metropole war Köln mit 70 Prozent Zerstörung und Dresden folgte, mit 60 Prozent Zerstörung.

Der Wideraufbau in der gesamten Republik begann nach dem Krieg. Studien belegen, dass seit den letzten Jahrzenten mehr als 100 000 Baudenkmale zerstört worden sind. Verliert die Republik ihr kulturelles Erbe? Eric Mozanowski gibt zu bedenken, dass jedes vierte Denkmal in den letzten Jahrzehnten abgerissen oder so sehr verändert wurde, dass geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich oder städtebaulich der Denkmalwert verloren gegangen ist. Beunruhigend stellt sich heraus, dass dies eine lautlose und schleichende Entwicklung für das kulturelle Erbe darstellt. Beim Thema Denkmalschutz fallen Renommierprojekte ins Auge, wie Dresden oder Köln und weitere Projekte die das Siegel Weltkulturerbe tragen. Was ist aber mit den unscheinbaren Bauten und Kulturgütern, wie Brücken, Fabriken oder Nachkriegswohnhäusern?

Fazit: Erhaltung kulturelles Erbe – Sicherung von Kulturgütern

Erhaltung vom kulturellen Erbe
Erhaltung vom kulturellen Erbe

Denkmale und Kulturgüter stehen für mehr als Erinnerungen. Darin spiegelt sich eine Verbundenheit im Miteinander und mit der Vergangenheit, der Schönheit und den Anstrengungen. Denkmalpfleg ist anstrengend, denn die Idee, dass ein Land in gemeinsamen Erinnerungen und Werten einen Nenner findet und diesen miteinander teilen kann, gilt es zu verfolgen. Besteht die Gefahr einer neuen Abrisswelle für das kulturelle Erbe? Was passiert durch den flexibilisierten Mensch mit Wunsch nach Wachstum, Ausbau der virtuellen Welt, größerer Mobilität und Wireless-Gesellschaft? Dem Thema Denkmalschutz und Denkmalpflege haftet der Ruf von Ballast an.