Beeinflussung des italienischen Renaissancegedankens auf Schlösser- und Burgenbauten in Deutschland – Bürgerschaften der Städte prägen das Stadtbild – Seminarbeitrag von Eric Mozanowski, Immobilienexperte aus Stuttgart/Berlin und Autor
Die Antike lebte im Mittelalter unterschichtig weiter. Für Deutschland lagen die Dinge anders als für Italien. Zum einen erlaubte das festgefügte christliche Weltbild keine totale Hinwendung zum Altertum. Zum anderen waren in Deutschland die volkhaftstrukturellen Voraussetzungen für eine ganzheitliche Konzeption der Antike niemals vorhanden. Die Entwicklung im Norden Deutschlands war zunächst unabhängig von den geistigen Geschehnissen in Italien. Eric Mozanowski, Immobilienexperte und Autor zum Thema Denkmalschutz „Investieren in Denkmale“ möchte auf die Besonderheit der Bau- und Gestaltungsentwicklung in Deutschland, Nordeuropa hinweisen. Schlösser- und Burgenbauten wurden von der italienischen Renaissance beeinflusst, das Bürgertum der Städte prägt das Stadtbild.
Italienische Renaissance – niederländische Renaissancegedanken
Mit der Entdeckung der Natur wäre das Mittelalter auch ohne die italienische Renaissance zu Ende gegangen. Deutschland empfängt aber bald starke italienische Anregungen und durch den in den Niederlanden verarbeitete Renaissancegedanken. Hinzu kommt das offene oder geheime Weiterleben der eigenen Gotik. Ihre barocke Spätstufe schlägt hier und da schon Töne an, die erst wieder im 18. Jahrhundert zu vernehmen sind. Auch der deutsche Humanismus zeigt im Vergleich zum italienischen andere Züge. Die humanistische Haltung des großen Nikolaus von Kues basiert auf christlichem Grund. Der Humanist Melanchthon ist der treue Anhänger Luthers, dessen reformatorische Bewegung deutlich gegen die heidnische Strömung der Renaissance gerichtet ist.
Dürer behält bei allem Bohren nach Gesetzmäßigkeit, bei allem Forschen nach dem Schönheitskanon, die aus einem tiefen Gottesglauben kommende Demut.
Das Eigentümliche der in Mengen entstehenden Lehrbücher ist die einerseits sachliche, andererseits vom Bizarren her strotzende Architektur des Wendel Dietterlin von 1591. Die eingebrochene Theorie wird nie wieder verschwinden. „Bestätigungen finden wir aus dem Überkommenen, dass entnommen wurde, zudem aus den eigenen Skizzenbüchern, die aus Italien mitgebracht wurden“, verdeutlicht Immobilienexperte Eric Mozanowski. Weiterhin wurde abkupfert, dies war in der Regel alles andere als vom Geist der Antike oder vom Geist der Wiedergeburt geprägt. Die Bestimmtheit und Notwendigkeit der klassischen Form wird nicht erfasst. „Zunächst wurden die Möglichkeiten für eine dekorative Gestaltung der Fassaden ergriffen. Ein ausgesprochen italienischer Bau wie die kurfürstliche Residenz zu Landshut ist eine offenkundige Ausnahme“, erläutert Eric Mozanowski.
Fürstliche Elemente: Schlossbauten – Rathäuser – Spitäler – Kornhäuser
Mit den Schlossbauten tritt das fürstliche Element hervor. Die Bürgerschaften der Städte errichten die prachtvollen Rathäuser, die notwendigen Spitäler, Kornhäuser, Münzen, Stadtwaagen, Zeughäuser und Tanzhäuser. Die Kaufmannschaften und die Zünfte treten mit anspruchsvollen Leistungen auf, während die Kirche nur noch wenig Kraft zu großen Aufgaben hat. Die Zeitbestimmung für Deutschland ist schwierig, da sich die Gotik bis in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts hineinschiebt.
Zeitzeugen: St. Lorenz – Palazzo Ducale – St. Anna – Petersdom – Fuggerkapelle
Vergegenwärtigen muss man sich die Tatsache, dass etwa gleichzeitig vollendet werden: Der Chor von St. Lorenz zu Nürnberg (1472) und der Hof des Palazzo Ducale in Urbino (1475), dass gleichzeitig im Bau sind: St. Anna zu Annaberg (1499-1520), die Bramante-Teile des Petersdomes ab 1506 und die Fuggerkapelle zu Augsburg (1509-1518), die als frühes Beispiel für die deutsche Renaissance gelten kann. Die Baukunst nach 1200 bedient sich nur einer neuen Sprache und bleibt die Kraft zu Tektonischem. Hierbei verliert sie nach 1500 in Deutschland beträchtlich an Substanz. Die großen im Norden Europas sind Maler und Grafiker, keine Baumeister. Dürer gibt der Zeit seinen Namen, so Eric Mozanowski.