Tausch und Handel – Marktgeschichten

Verleihung von Marktrechten – Marktursprung Kirchweih und Jahrmarkt – von Eric Mozanowski, Stuttgart

Der Mensch hat zu allen Zeiten Orte gebraucht, an dem Waren getauscht und weitergegeben werden konnten. Mit den Marktrechten war es zwar eine Sache, sie wurden von höchsten Instanzen nur verliehen, und ein Dorf konnte z. B. wohl eine Kirchweih feiern, aber einen Markt gab es dort nicht. Die Seminarreihe „Exkursionen zur Marktentstehung“  wird vom Stuttgarter Immobilienexperte, Buchautor Eric Mozanowski und Referenten auf Grund großer Nachfrage fortgeführt. Von der Siedlung zur Stadt war es ein schwieriger und oftmals langer Weg. Siedlungen die an Handelswegen lagen hatten bedeutend größere Chancen zur Stadtentwicklung. Die Infrastruktur bildet heute noch einen wichtigen Baustein für das wirtschaftliche Wachstum und Gedeihen von Dörfern, Orten und Städten.

Tausch und Handel – Marktgeschichten
Tausch und Handel – Marktgeschichten

Kirchweih und Jahrmarkt

Seit dem 14. Jahrhundert jedoch gab es sogenannte Marktflecken. Ein Flecken war eine dörfliche Siedlung mit einzelnen städtischen Rechten. Einem Flecken konnte das Marktrecht verliehen werden. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Das ammerländische Apen und das unweit Bremerhaven gelegene Beverstedt haben als Flecken Marktrechte bekommen. Es haben sich aber nicht nur aus Kirchweihen und Märkten Jahrmärkte entwickelt, sondern auch aus anderen Ereignissen.

Wer zum Beispiel könnte unterscheiden zwischen der tausend Jahre alten Domweih in Verden an der Aller und dem alten Bremer Freimarkt? Tatsächlich handelt es sich bei der Kirchweih um die alljährlich wiederkehrende Erinnerungsfeier an die Weihe der örtlichen Kirche. Die Kirchweih oder die Kirmes ist besonders in den katholischen Gebieten, so z. B. im Oldenburgischen Münsterland, stark verbreitet. „Es ist keine Kirche zu klein, des Jahrs muss einmal die Kirmes drin sein“, sagt hundert Jahre nach Hagedorn mit leisem Spott der Dichter Karl Simrock. Die Kirmes oder die Kirchweih war stets ein Fest ausgelassener Freude, bei dem tüchtig gegessen und getrunken wurde. Weiterhin weiß man, dass die Kirche bei aller Ernsthaftigkeit ihres Wirkens solche Ausbrüche der Lebensfreude förderte.

Die Jahrmärkte sind stets aus wirtschaftlichen Gründen entstanden und haben sich erst im Laufe der Zeit zu vergnüglichen Festen entwickelt, obwohl auch in alten Zeiten schon die Gaukler und Spaßmacher auf den Märkten nicht fehlten. Sie waren gern gesehen bei den Marktleuten, denn mit ihren Künsten und Späßen förderten sie die Kauflust der Marktbesucher.

Eine frühe Form der Werbung

Ein solcher Markt ist z. B. der Bremer Freimarkt. Er geht auf das Jahr 1035 zurück, als Kaiser Konrad II. dem bremischen Erzbischof Bezelin die „Jahrmarkt-Gerechtigkeit“ verlieh. Das heißt die Stadt war fortan berechtigt, zweimal jährlich einen Markt abzuhalten. Doch auch diese Märkte waren mit kirchlichen Feiertagen eng verbunden. Die Bremer Jahrmärkte fanden im Frühling sieben Tage vor Pfingsten und im Herbst sieben Tage vor dem St.-Willehad-Fest statt.  Der Heilige Willehad lebte im 8. Jahrhundert; er war der erste Bischof in Bremen. Die weitere Entwicklung war dann eigentlich wie fast überall: Der Bremer Pfingstmarkt verkümmerte, der Herbstmarkt entwickelte sich zu einer bedeutenden Veranstaltung, was darin seine Gründe hatte, weil er in der Zeit nach der Ernte stattfand. Vor allem die Bauern aus der näheren und weiteren Umgebung  sahen hier drin eine gute Gelegenheit, ohne Zeitdruck in die Stadt zu gehen, um für den Winter einzukaufen.

Erfolgreiche Stadtentwicklung geht unmittelbar mit der Marktentwicklung und dem Verhalten der Verbraucher einher. Der klassische Marktplatz ist heutzutage von großen Einkaufszentren abgelöst, aber die alten Marktgesetze haben nach wie vor ihre berechtigte Gültigkeit, denn nur bei Beachtung ist wirtschaftlicher Erfolg gewährleistet. Weitere Themenpunkte wurden diskutiert und an Hand von Beispielen erläutert.

V.i.S.d.P.:

Eric Mozanowski
Der Verfasser ist für den Inhalt verantwortlich.