Geschichte und gesellschaftliche Relevanz

von Eric Mozanowski, Stuttgart

Investitionen in Denkmale sind eine der schönsten Verbindungen privatwirtschaftlicher Interessen mit einem öffentlichen Anliegen. Denn historische Gebäude und gewachsene Städte sind ein wichtiges Stück Lebensqualität. Der Erhalt der originalen Bausubstanz verlangt allerdings viel Fingerspitzengefühl. In der Mehrzahl der Fälle gilt es einen Kompromiss zu finden zwischen den modernen Nutzungsanforderungen, den Renditevorstellungen des Investors und dem Anliegen der Denkmalpflege. Konservatorische Maßnahmen und die Wiederherstellung von historischen Gebäuden sind oft vergleichsweise aufwendig und teuer, und schon viele Bauherren stellten sich unter den Belastungen einer Modernisierung die Frage, warum sie den „alten Kasten“ nicht einfach abgerissen und an seine Stelle einen funktionalen Neubau gestellt haben: wahrscheinlich, weil Neubauten nun einmal keine Vergangenheit haben und im Zeitalter des seriellen Bauens den Charme des Einzigartigen entbehren“, eröffnet Immobilienexperte Eric Mozanowski aus Stuttgart die Vortragsreihe – „Immobilien im Wandel der Zeit“ und erläutert die Geschichte.

Stellenwert und Ziele des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege haben sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Einzelne Bauwerke wie die Hagia Sophia in Istanbul (Konstantinopel) oder der Felsendom in Jerusalem wurden wegen ihres ästhetischen Reizes oder ihrer imposanten Dimensionen auch schon vor mehreren Jahrhunderten erhalten – obgleich sie nicht mehr als Kirche oder Schrein genutzt werden sollten. Beide Bauwerke sind noch heute Moscheen und gute Beispiele dafür, dass Erhalt und Umnutzung von historischen Gebäuden keine Erfindung der Neuzeit sind. Vergleichsweise neu ist allerdings der Aspekt des nationalen Erbes, der als Argument für den Erhalt von Bauwerken erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts eine Rolle spielt.

Auch Goethe schrieb von deutscher Baukunst (1772)

Das in der Epoche des Sturm und Drang aufkeimende Nationalgefühl brachte es mit sich, dass sich einzelne Schriftsteller und Historiker für die baulichen Zeugnisse des Mittelalters begeisterten. So schrieb Goethe, nachdem er 1771 den Turm des Straßburger Münsters bestiegen hatte: „Wie froh konnt’ ich ihm meine Arme entgegenstrecken, schauen die großen harmonischen Massen, zu unzählig kleinen Teilen belebt, wie in Werken der ewigen Natur, bis aufs geringste Zäserchen, alles Gestalt, und alles zweckend zum Ganzen, wie das festgegründete, ungeheure Gebäude sich leicht in die Luft hebt, wie durchbrochen alles und doch für die Ewigkeit. […] Das ist Baukunst deutsche Baukunst, unsere Baukunst.“ Es mag umstritten sein, ob Goethes Text den Beginn der deutschen Denkmalpflege markiert. Auffallend ist jedoch, dass der junge Schriftsteller in seinem Hymnus auf die Gotik gleich zu Beginn dem Wort „Denkmal“ eine ganz eigene Bedeutung gab. Es meint bei Goethe nicht den zunächst von ihm gesuchten Stein am Grabe des Baumeisters Erwin von Steinbach, sondern das ganze Gebäude, das erst nachträglich und ohne das Wissen des Künstlers zum Denkmal geworden sei.

Eric Mozanowski gibt zu bedenken, dass das stetiges Wachstum das Engagement unzähliger privater Investoren betrug, denn viele der rund 1,2 Millionen Baudenkmale in Deutschland könnten ohne dieses Engagement privater Investoren nicht erhalten werden. Wertvolle Gebäude gingen ohne wirtschaftliche tragfähige Sanierungen und eine anschließende ökonomische Nutzung unwiederbringlich verloren. Auch könnten diese nicht an die nachfolgenden Genenationen weitergegeben werden. Unser kulturelles Erbe verlöre an Wert und die Bevölkerung der Städte und Dörfer einen Teil ihrer Identität.

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